Zum Buch:
William Shakespeare und seine Zeitgenossen lebten im Schatten der Pest von der Hoffnung auf eine bessere Welt. Letztere kündigte sich in den unglaublichen Umwälzungen an, die das Zeitalter für sie bereithielt. Im Stil seines von der Presse hoch gelobten Buches “Eine Geschichte der Welt in 100 Objekten” lädt der Direktor des Britischen Museums dazu ein, anhand von 20 Gegenständen in die Zeit und die Werke des großen englischen Dichters einzutauchen.
Was hat Shakespeare bewogen, seinen Kaufmann Antonio, den Juden Shylock und den verliebten Bassanio in Venedig auftreten zu lassen? Warum spielt die Zeit eine so gewichtige Rolle in den Theaterstücken und Gedichten des großen englischen Dichters? Ende des 16. Jahrhunderts, 100 Jahre nach der Entdeckung Amerikas, ist die Globalisierung der Neuen Welt in vollem Gange, Glaubenskämpfe nicht minder. Venedig ist eines, vielleicht sogar das wichtigste Zentrum dieser Welt, ein Schmelztiegel der Kulturen. Nicht nur in England schmückte man sich mit italienischen Accessoires, um en vogue und elegant zu erscheinen.
Seinen Reichtum konnte man aber auch mit dem Tragen einer eigenen Uhr unterstreichen. Wir erfahren alles über die damals vorwiegend akustische Wahrnehmung der Zeit im Stundentakt, über das erst seit kurzem bekannte Zeitmaß der Minuten, über eine kunstvoll gefertigte Uhr für ein vermögendes Privathaus bis hin zum gesellschaftlichen Schicksal der Uhrmacher, flämischer Emigranten – alles, was Shakespeare dazu veranlasst haben mag, der Zeit in seinen Theaterstücken und Gedichten eine so herausragende Rolle beizumessen und Richard II in seinem Monolog von sich wie von einer Uhr sprechen zu lassen.
MacGregor hat seine Feder für diese beiden wie für die anderen 18 Kapitel meisterhaft gespitzt. Er schreibt die Geschichte des Shakespeare’schen Zeitalters und mehr als nur die Fußnoten zu einer wichtigen Epoche englischer Literaturgeschichte neu. Das Buch ist reich und wunderbar illustriert, unterhaltsam, umfassend, nah am Alltag der Menschen, die zu dieser Zeit lebten, und voll von veranschaulichenden Zitaten aus den Werken Shakespeares.
Susanne Rikl, München