Die Bilder vom 11. September 2001 haben sich jedem von uns ins Gedächtnis gebrannt. Wenn wir darüber reden oder an die damaligen Geschehnisse erinnert werden, sind die Bilder von den einstürzenden Zwillingstürmen des World Trade Centers wieder präsent. Sie verursachen nach wie vor Trauer, Wut und Schmerz oder einfach nur ein Gefühl der Hilflosigkeit und Leere. 9/11 hat die Welt verändert. Der Tag steht als Fanal einer asymmetrischen Kriegsführung fanatischer Islamisten gegen die westliche Welt. Die Berichterstattung über die Ereignisse hat uns auf signifikante Weise gezeigt, wie die Macht von Bildern den gesamten Globus in ihren Bann ziehen kann. Islamistisch-jihadistische Gruppen wie der selbsternannte Islamische Staat (IS) haben dieses Potenzial erkannt. Sie haben sich die Sozialen Medien mit der Veröffentlichung grauenhafter Hinrichtungsszenen als wirkungsvolles Medium für eine weltumspannende psychologische Kriegsführung erschlossen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Medienauswertung deutscher Sicherheitsbehörden werden im Rahmen ihrer Tätigkeit regelmäßig mit Gewaltpropaganda und Hinrichtungsvideos des IS und anderer Gruppierungen des islamistisch-jihadistischen Spektrums konfrontiert. Kann die Ausübung einer solchen Tätigkeit dauerhaft ohne Folgen bleiben? Rüdiger Liebers hat Experten wie betroffene Angehörige von Sicherheitsbehörden befragt. Er geht in seiner Untersuchung der Frage nach, inwieweit die kontinuierliche Sichtung von Gewaltvideos für die Betroffenen mit einer psychischen Belastung einhergeht. Dabei zieht er Parallelen zur Belastungssituation in einem ähnlich stressexponierten Bereich: der polizeilichen Bekämpfung der Kinder- und Jugendpornographie im Internet. In seiner explorativen Studie analysiert Rüdiger Liebers potenzielle Belastungssituationen und geht Stressbewältigungsstrategien auf den Grund. Dabei zeigt er den jeweiligen Arbeitgebern Lösungswege auf, um Fehlbeanspruchungen ihrer Mitarbeiter entgegentreten zu können. Mit Blick auf betroffene Problembereiche kann seine Studie behördenintern bereits in Gang gesetzte Diskussionsprozesse um eine wissenschaftliche Perspektive ergänzen und dazu beitragen, zielführende Wege für die Lösung neuerer Probleme in der Arbeitswelt zu erschließen.