2004 feiert der Hörfunk in Österreich zwei Jubiläen: 1904 baute Ing. Otto Nußbaumer an der Grazer Technischen Hochschule die erste Radioanlage der Welt. 1924 gründete Oskar Czeija in Wien die RAVAG (Radioverkehrs AG). Am 1. Oktober begann der offizielle Sendedienst von Radio Wien. Produziert und ausgestrahlt wurde vom ehemaligen Kriegsministerium am Stubenring. Auf Anhieb fanden sich 11.000 Interessenten für eine Empfangslizenz, wenige Monate später hatte sich ihre Zahl verzehnfacht. Zum Einfangen der Ätherwellen dienten einfache Detektoren, die man selbst basteln konnte. Mit dem Detektor-Radio war das Zeitalter der Massenkommunikation angebrochen. In den dreißiger Jahren kamen die ersten furnierten Radio-"Möbel" auf. Österreichische Firmen produzierten teure Geräte mit klingenden Namen wie Maestro, Gigant oder Bolero. Die NS-Zeit beendete Geräteluxus wie Programmvielfalt. Kleinempfänger und Volksempfänger ließen nur noch Propaganda zu. Wer "Feindsender" hörte, setzte sein Leben aufs Spiel. Im Zweiten Weltkrieg verbreitete der Reichssender Wien Luftlagemeldungen mit dem gefürchteten Signal des "Kuckuck". Übertragungen von den ersten Wiener Festwochen, vom feierlichen Einzug der Pummerin in den Stephansdom, der Staatsvertrags-Unterzeichnung und der Eröffnung von Staatsoper und Burgtheater läuteten eine friedliche Epoche ein. Der (seit 1953 so bezeichnete) Österreichische Rundfunk begleitete die Bevölkerung bei Wiederaufbau und Wirtschaftswunder. "Autofahrer unterwegs", "Das Traummännlein kommt", "Was gibt es Neues" und später das Jugendprogramm Ö3 ertönten aus dem "1000-Schilling-Radio Eumigette", Portables und Autoradios. 80 Autorinnen und Autoren der Geburtsjahrgänge 1915 bis 1953 schreiben hier ihre persönliche(n) Radiogeschichte(n). Sie erzählen vom Radiobasteln, Schwarzhören, Lieblingsmelodien und Radiostars von einst. Die große Geschichte spiegelt sich in berührenden, individuellen Geschichten.