Matthäus von Krakau (um 1345-1410) war Theologieprofessor in Prag und Heidelberg, kirchenpolitischer Berater des römisch-deutschen Königs Ruprecht I. und in seiner letzten Lebensphase auch Bischof von Worms und designierter Kardinal der römischen Obödienz. Unter Einbeziehung der ostmitteleuropäischen, vor allem der polnischen Forschung stellt Matthias Nuding Leben und Werk des vielseitigen Gelehrten dar, der sich als populärer pastoraltheologischer Autor, wortgewaltiger Prediger, Kirchenreformer ("De squaloribus curiae Romanae"), Wissenschaftsorganisator und Diplomat einen Namen machte. Neben dem Reformmilieu im Umkreis der Prager Universität und dem Heidelberger Hof bilden hierbei auch die römische Kurie, Matthäus' Heimatstadt Krakau oder das Konzil von Pisa die Kulisse. Der Autor geht dem Verhältnis von theoretischer Reflexion und praktischem Handeln des Gelehrten nach und eröffnet so einen Blick in die Geistesgeschichte der Umbruchszeit des Großen Schismas, wirft ein Schlaglicht auf die Netzwerke, die sich zwischen den jungen mitteleuropäischen Universitäten ausbildeten, und schildert zugleich die außergewöhnliche Karriere eines gelehrten Rates im Fürstendienst, der das zunehmend problematische Festhalten seines Herrn an der römischen Papstlinie unterstützte. Besonderes Augenmerk gilt der Überlieferung in Archiven und Bibliotheken; im Anhang werden neben einem Itinerar und einem kritischen Werkverzeichnis Editionen verschiedener Quellentexte präsentiert.