Die kritische Neuedition aller erhaltenen Teile des Psalmenkommentars von Eusebius von Cäsarea stellte lange Zeit ein Desideratum dar, doch scheiterte sie bislang an der schieren Menge des einzubeziehenden Materials. Nach mehr als zehnjähriger Bearbeitungszeit legt das Langzeitprojekt „Die alexandrinische und antiochenische Bibelexegese in der Spätantike" seit 2022 seine Ergebnisse in einer auf drei Bände konzipierten Ausgabe vor. Aufgrund seines Umfangs wurde der zweite Band (Ps 51–100) in zwei Teilbände geteilt. Der zweite Teilband enthält die Kommentierungen zu Ps 72–100. Die Edition basiert zum einen auf einer genauen Aufnahme des einzigen Textzeugen der integralen Überlieferung (Codex Coisl. 44), der zwar ursprünglich die Kommentare zu allen im Band behandelten Psalmen enthielt, durch Textverlust am Ende jedoch in seinem jetzigen Umfang bei Ps 95,3 abbricht. Zum anderen wurden auf Grundlage der seit Anfang des 20. Jahrhunderts vorangebrachten Katenenforschung die Fragmente aller relevanten Psalmenkatenen ausgewertet. Durch diese Neusichtung des Materials konnten zahlreiche Auslassungen und Fehler des aus der Patrologia Graeca (Bd. 23) bekannten Textes von Bernard de Montfaucon behoben werden; darüber hinaus bieten die Katenenfragmente, da sie auf ältere Traditionen zurückgehen, oftmals bessere Lesarten als die direkte Überlieferung. Aufgrund dieser Verbesserungen wie auch der übersichtlichen, zeitgemäßen Gestaltung des Textes und der Apparate wird die vorliegende Ausgabe in der Reihe GCS die bisher maßgebliche Ausgabe Montfaucons für die künftige Forschung auf dem Gebiet der spätantiken Philologie, Theologie und Literaturwissenschaft ersetzen.