Das vorliegende Werk ist ein weiteres Zeugnis von Brentanos lebenslanger Auseinandersetzung mit Aristoteles, seinem philosophischen Lehrer par excellence. Auch die literarische Fehde mit dem bedeutenden Berliner Philosophiehistoriker Eduard Zeller (1814–1908) währte Jahrzehnte, ja über den Tod Zellers hinaus. In dieser Kontroverse ging es zunächst um Brentanos These vom Kreatianismus des Aristoteles, in der er Zellers Ansicht, der menschliche nous sei Teil des absoluten Denkens der aristotelischen Gottheit und somit ewig, zurückweist und darzulegen versucht, das der nous poietikos von dieser unmittelbar erschaffen wird und somit nicht präexistieren kann. In dieser Auseinandersetzung kommen aber auch ganz unterschiedliche Ansichten über das Wesen der Philosophie und ihrer Geschichte zum Ausdruck. In den Augen Brentanos war Zellers Vorgehensweise ein verkehrter Historismus, während für ihn selbst die Geschichte der Philosophie nur dann eine Berechtigung hat, wenn sie in den Dienst der sachlichen Forschung tritt.