Der mittelhochdeutsche «Prosa-Lancelot» gehört nicht nur zu den eindrücklichsten Zeugnissen mittelalterlicher Dichtkunst, sondern auch zu den eigentümlichsten: Im 13. Jahrhundert in Frankreich entstanden, verquickt der gigantische Romanzyklus arthurisches Rittertum, Gralswelt und christliche Heilsgeschichte. Daniel Waldmeier geht unter Einbezug der altfranzösischen Tradition der Frage nach, wie weit das Prinzip einer geistlichen Umcodierung ritterlicher Erzählwelt trägt. Dabei werden neue Wege beschritten: Die Erkundung des Spannungsfeldes von Weltlichem und Geistlichem geschieht unter mediologischen Gesichtspunkten. Ins Zentrum rücken spektakuläre Schriftszenarien und Quellenfiktionen, aber auch in der Erzählwelt erscheinende Objekte, Vermittlerfiguren, Bilder oder transzendente Stimmen. Denn Mediales tritt in dem monumentalen Erzählexperiment vor allem dort an die Oberfläche, wo unterschiedliche Semantiken in prekärer Weise aufeinanderprallen.