Menschsein und Intimität sind unmittelbar miteinander verbunden, Intimität gilt als schützenswertes Gut. Das allgemeine wie das persönliche Verständnis von Intimität ist allerdings wandelbar und steht in engem Bezug zu kulturellen bzw. gesellschaftlichen, politischen, wissenschaftlichen sowie religiösen Bedingungen und Entwicklungen. Gleichzeitig ist der jeweilige Umgang mit Intimität bzw. Intimitätsverletzung je nach Situation auch Ergebnis persönlicher Empfindungen, Einstellungen und Entscheidungen. Was für den einen Menschen zum Beispiel emanzipierter Umgang mit Privatheit und Körperlichkeit ist, erlebt der andere als Konfrontation, wobei die Grenzen zwischen Voyeurismus und Ausgesetztsein durchaus fliessend sind. Im zwischenmenschlichen Kontakt wie auch im Umgang mit Institutionen und Medien hat Intimität etwas zu tun mit dem Aushandeln von Nähe und Distanz, mit dem Setzen, Verwischen, Verschieben und Aufheben von Grenzen. In engem Zusammenhang mit solchen Grenzverschiebungen stehen Vertrauen, Vertrautheit und Vertraulichkeit. Werden bestehende oder neu gesetzte Grenzen missachtet, wird die Vertrautheit zerstört, geschenktes Vertrauen in Frage gesellt. Die Veröffentlichung des Privaten im medialen Umfeld wie auch im öffentlichen Raum steht dabei ebenso zur Debatte wie der von Wissenschaft, Technologie und staatlichen Institutionen kontrovers diskutierte gläserne Mensch. Die Erzeugung und die Wahrung von Intimität werden im Zuge dieser und anderer Entwicklungen für den Menschen immer schwieriger. Mit Beiträgen von Dorothea Baumann, Jürg Berthold, Urs Dahinden, Willemijn de Jong, Christoph Eggenberger, Thomas Fries, Beat Fux, Heinz Käufeler, Gabriella Milos, Thomas Poledna, Astrid Riehl-Emde, Johanna Rolshoven, Albert A. Stahel, Daniel Süss, Gregor Waller und einem Vorwort von Ingrid Tomkowiak und Werner Egli