Zu Beginn des 17. Jahrhunderts (ab 1609) haben Jesuitenmissionare in Lateinamerika Siedlungen, die sogenannten Reduktionen, für die indigene Bevölkerung geschaffen. Aufgrund verschiedener politischer Intrigen werden diese Reduktionen 1767 aufgehoben. Das heilige Experiment, die Verwirklichung der Idee von einer gerechteren Gesellschaft, wird damit beendet und ist bis heute eine Utopie geblieben. Heute, 250 Jahre später, sehnen wir uns immer noch nach Gerechtigkeit, Frieden und Freiheit. Auch Staatsformen der Gegenwart wie die Demokratie haben ihre Grenzen. Selbst in ihren modernen und traditionsreichen Formen bleibt die Frage, ob die Gestaltung der Gesellschaft durch Mehrheitsentscheide wirklich die richtige sei. Schließlich geht es vor allem darum, wie Menschen verschiedener Kulturen, Religionen und Wertvorstellungen friedlich in einem Staat zusammenleben können. Wie viel an kluger Führung und gegenseitigem Respekt dazu vonnöten ist, zeigt sich gerade in unserer Zeit nahezu täglich. La Panermicana: In Rio de Janeiro startend, bereisten Plattner und Lunte Brasilien, Paraguay, Argentinien, Chile (mit hoher Wahrscheinlichkeit), Bolivien, Peru, Ecuador bis Barranquilla in Kolumbien. Neben über 3000 Fotos brachte Pater Plattner auch bewegte Bilder mit, die aus heutiger Sicht von unschätzbarem Wert sind. Plattners Film ist ein persönliches Dokument eines Jesuiten und Missionsprokurators als Brückenbauer zwischen Kulturen. Bei aller Zuneigung und Faszination für diese Menschen und ihre Welt scheint durch, dass Plattner ein Kind seiner Zeit war. Es bleibt, wenn auch nur subtil, ein eurozentrisches Missionsverständnis. Aus heutiger Sicht wirken viele seiner Kommentare klischeehaft und romantisierend. Die damaligen Vorstellungen von Entwicklung zeigen einen naiven Zukunftsoptimismus. Es wird klar, dass Plattners Faszination den grossartigen Barockkirchen der Reduktionen und deren Architekten gilt. Die imposante Bilderwelt von «La Panamericana» ermöglicht dem Zuschauer, sich mit den Menschen und der Kultur Südamerikas vertraut zu machen, wie sie damals, Ende der fünfziger Jahre, anzutreffen waren.