Oscar Wilde spricht bezüglich seiner “Salomé”, von “refrains”, deren wiederkehrende Motive dieses Drama einem Musikstück so ähnlich machten und es wie eine Ballade zusammenbänden. Das Rückgrat von Strauss‘ opulenter Vertonung bildet ein dichtes Gewebe von Leitmotiven, in dem das Verhältnis der Fürstentochter zu dem Propheten subtil ausgearbeitet ist. In Gabriele Lavias erfolgreicher Inszenierung aus Bologna ist die Verknüpfung von Salomes naiver Unbekümmertheit, sexueller Obsession und Grausamkeit in der Interpretation von Erika Sunnegårdh auch szenisch fein herausgearbeitet. Unter der musikalischen Leitung des international gefeierten Dirigenten Nicola Luisotti gelingt dem erlesenen Ensemble um erfahrene Sänger wie Mark S. Doss als Jochanaan, Robert Brubaker als Herodes und Dalia Schaechter als Herodias eine energiegeladene Aufführung von Strauss’ frühem Meisterwerk.