Zum Buch:
Was bindet Paare aneinander, was ist das Elixier von Freundschaft? Vertrauen, Geld, Gefühle, Gewohnheit? Martin R. Dean, in der Schweiz bereits ein gefeierter Autor, nimmt in seinem neuen Roman _Warum wir zusammen sind- zwischenmenschliche Beziehungen in der besseren Gesellschaft unter die Lupe, mit gnadenlosem und dennoch zärtlichem Blick und fein dosiertem Humor – ein im wahrsten Sinne des Wortes delikates Lesevergnügen!
Sanssouci, ein „Versuchslabor für die Zukunft“ in einem alten Hotel auf dem Land: Das ist Anatols Idee. Der vermögende Privatier ist schlicht auch der Einzige, der das Projekt finanzieren kann, obwohl keines der sieben befreundeten Paare am Hungertuch nagt. Denn in der Regel lebt es sich in der Schweiz als Ärztin, Medientheoretiker, Therapeutin, Bioingenieur, Architekt, Übersetzerin, TV-Moderatorin oder Musikjournalist ziemlich gut. Sorglos mag der eine oder die andere in materieller Hinsicht vielleicht tatsächlich bleiben, aber die Beziehungen der Paare erweisen sich in den 17 Jahren, von denen erzählt wird, als tickende Zeitbomben.
Der sexbesessene und dem Alkohol zu sehr zugetane Chefarzt Axel bringt seine afroamerikanische Kollegin und Partnerin Ona mit seiner Unverbindlichkeit an existentielle Grenzen. Zwischen dem Medienpaar Bea und Finn steht immer wieder der Vorwurf körperlicher Gewalt und unbegründeter Eifersucht. Bioingenieur Moritz und seine Partnerin Mila fliehen aus dem geschäftigen Alltag und leben ein asketisches Gegenmodell mitten in der Natur, aber auch hier fällt der Preis für die verbissene Prinzipientreue zu hoch aus. Im Zentrum des Romans stehen Marc und seine Frau Irma, die an der Feier ihres 20. Hochzeitstages erfahren, dass ihr Sohn Matti ein Verhältnis mit Irmas bester Freundin Evelyn hat. Das wird nicht ihr einziges Problem bleiben.
In Sanssouci trifft man sich, versehrt von beruflichen Tiefschlägen, verletzt vom eigenen Partner oder der Differenz zwischen eigenen Projektionen und der beobachteten Wirklichkeit. Und hier setzt die erschütternde Erkenntnis ein, die dieser Roman meisterhaft transportiert: Wir alle sind im Circulus vitiosus unseres privaten Lebens so sehr gefangen, dass für das Arbeiten an einer gesellschaftlichen, politischen, globalen Utopie gar keine Energie bleibt.
Susanne Rikl, München