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Schwebende Brücken

Autor
Wetzel, Maike

Schwebende Brücken

Untertitel
Roman
Beschreibung

Sie sitzt auf einer karierten Picknickdecke, als es geschieht. Aber sie wird es noch viele Tage nicht glauben, dass ihr Mann, dass der Vater ihrer Kinder auf diesem so harmlos wirkenden Badeseee tödlich verunglückt, dass er nach einem Segelunglück ertrunken ist. Maike Wetzel hat das ungläubige Trauern, die Wut, die Selbstanklage einer Frau unglaublich präzise in das Voranschreiten dieser Geschichte hineingeschrieben. Entstanden ist ein überraschend schöner, ja, auch grausamer, aber vor allem kluger, luzider Roman.
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
Schöffling Verlag, 2023
Seiten
208
Format
Gebunden
ISBN/EAN
978-3-89561-288-6
Preis
22,00 EUR
Status
lieferbar

Zur Autorin / Zum Autor:

Nach dem Studium an der Münchner Filmhochschule und in Großbritannien lebt Maike Wetzel als Schriftstellerin, Theater- und Drehbuchautorin in Berlin. Sie erhielt zahlreiche Stipendien und Literaturpreise. In der Villa Aurora in Los Angeles entstand ein Teil der Erzählungen in Entfernte Geliebte (2019). Ihr Romandebüt Elly (2018) wurde unter anderem mit dem Robert-Gernhardt-Preis ausgezeichnet. PROLL! von Adrian Figueroa nach ihrem Drehbuch gewann den Deutschen Kurzfilmpreis 2021.

Zum Buch:

Sie sitzt auf einer karierten Picknickdecke, als es geschieht. Aber sie wird es noch viele Tage nicht glauben, dass ihr Mann, dass der Vater ihrer Kinder auf diesem so harmlos wirkenden Badeseee tödlich verunglückt, dass er nach einem Segelunglück ertrunken ist. Maike Wetzel hat das ungläubige Trauern, die Wut, die Selbstanklage einer Frau unglaublich präzise in das Voranschreiten dieser Geschichte hineingeschrieben. Entstanden ist ein überraschend schöner, ja, auch grausamer, aber vor allem kluger, luzider Roman.

Zögerlich, in kleinen Schritten erzählt die Frau, die mit den beiden Söhnen in einem neuen, harten Leben zurückbleibt, von diesem Tag im Juni. Es ist viel zu schmerzhaft, niemals könnte sie die Umstände des Todes ihres Mannes auf einmal enthüllen. Sie setzt an, immer wieder, und erzählt von diesem Tag. Dazwischen stehen Rückblicke, die Geschichte ihrer Liebe, Stationen ihres Lebens, mit und ohne diesen Mann. Sie sieht sich selbst mit den Augen der anderen, sieht im Rückblick die Vorzeichen seines Todes und schilt sich für diese blödsinnigen, magischen Gedanken. Sie erlebt die Wut und Trauer der Kinder, begegnet anderen Hinterbliebenen − in der Literatur ebenso wie im echten Leben − und schreibt in ihrer Zeit der Trauer und des Abschied eine Auftragsarbeit über Orpheus und Eurydike fürs Theater. Die Rollen der antiken Figuren erscheinen ihr festgeschrieben, währen sie die Rollen in ihrer Partnerschaft wie schwebende Brücken auf dem Wasser erlebt.

Ihr Mann ist 51 Jahre alt, als er ertrinkt. Hannes, der ältere ihrer beiden Söhne, hat das Unglück gespürt, bevor der Bruder des Vaters als einziger von der kurzen Segeltour an diesem bewölkten Junitag zurückkehrt. An das Ufer des Oberuckersees, wo die Frau auf der Picknickdecke sitzt und gerade noch Theo, ihren Jüngsten gestillt hat. Noch Tage danach, bis man den Leichnam im See findet, hält sie mit ungeheurer Kraft und Zuversicht den Raum für Wunder offen. 

Ich werde ihn noch einmal lesen, diesen Roman von Kindern und vom Schreiben, vom Vergessen als Irrsinn und Gnade, diese Geschichte einer Lebenswende, die so reich ist an wertvollen, leisen Sätzen.

Susanne Rikl, München