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Schwarzlicht

Autor
Gainza, María

Schwarzlicht

Untertitel
Roman. Aus dem argentinischen Spanisch von Peter Kultzen
Beschreibung

Schwarzlicht – das ist das Licht, mit dem Kunstsachverständige Spuren von Fälschungen in Kunstwerken aufzuspüren versuchen. So erklärt es Enriqueta Macedo, Gutachterin in der Taxierungsabteilung einer Bank, ihrer neuen jungen Assistentin. Die Arbeit besteht darin, die Echtheit von Bildern zu bescheinigen, die als Sicherheit für Kredite in der Bank hinterlegt werden. Enriqueta ist eine absolute Koryphäe auf ihrem Gebiet, und niemand würde es wagen, ihre Expertise anzuzweifeln. Fragt sich nur, was Begriffe wie „Echtheit“ und „Fälschung“ eigentlich bedeuten – für die Kunstwelt, die Banken und natürlich für Enriqueta …
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
Wagenbach Verlag, 2023
Seiten
176
Format
Gebunden
ISBN/EAN
978-3-8031-3360-1
Preis
22,00 EUR
Status
lieferbar

Zur Autorin / Zum Autor:

María Gainza ist Schriftstellerin und Kunstkritikerin. Sie war unter anderem Korrespondentin der ›New York Times‹ in ihrer Heimatstadt Buenos Aires und Herausgeberin einer Buchreihe zu argentinischer Kunst. Ihr literarisches Debüt »Lidschlag« wurde in zehn Sprachen übersetzt. »Schwarzlicht« wurde 2019 mit dem Premio Sor Juana Inés de la Cruz, einem der renommiertesten Preise Lateinamerikas, ausgezeichnet und vom ›New Yorker‹ zu einem der besten Bücher des Jahres gekürt.

Zum Buch:

Schwarzlicht – das ist das Licht, mit dem Kunstsachverständige Spuren von Fälschungen in Kunstwerken aufzuspüren versuchen. So erklärt es Enriqueta Macedo, Gutachterin in der Taxierungsabteilung einer Bank, ihrer neuen jungen Assistentin. Die Arbeit besteht darin, die Echtheit von Bildern zu bescheinigen, die als Sicherheit für Kredite in der Bank hinterlegt werden. Enriqueta ist eine absolute Koryphäe auf ihrem Gebiet, und niemand würde es wagen, ihre Expertise anzuzweifeln. Fragt sich nur, was Begriffe wie „Echtheit“ und „Fälschung“ eigentlich bedeuten – für die Kunstwelt, die Banken und natürlich für Enriqueta …

Denn die hat, wie wir dem Bericht dieser Assistentin, der namenlosen Ich-Erzählerin, entnehmen können, ihre eigenen Maßstäbe und scheut sich keineswegs, sie anzuwenden. Mit anderen Worten, Enriqueta erklärt ohne Skrupel gefälschte Gemälde für echt, seit vierzig Jahren schon, gegen Provision, natürlich, aber keineswegs aus Geldgier, sondern im „Namen der Kunst: „Falsch waren ihrer Meinung nach nur Werke von zweifelhafter Qualität.“ Denn: „Kann eine gute Fälschung etwa nicht ebenso viel Vergnügen bereiten wie ein Original? Ist das Falsche in einem gewissen Punkt nicht wahrhaftiger als das Authentische? Und besteht der eigentliche Skandal im Grunde genommen nicht darin, dass mit Kunst gehandelt wird?“

Solche Fragen haben sie in den 1960er Jahren zur „Bande der melancholischen Fälscher“ geführt, einer Gruppe von Bohemiens und Künstlern aus vielen Ländern, die den Lebensunterhalt ihrer Gemeinschaft mit dem systematischen Fälschen von Kunstwerken bestritten. Die zentrale Figur in dieser schrägen Welt war „La Negra“, die sich auf das Fälschen der Werke der skandalumwitterten Mariette Lydis spezialisierte und sich standhaft weigerte, ihre eigenen Werke auszustellen.

Die Erzählerin ist fasziniert von den Geschichten über diese skurrile Welt und stürzt sich begeistert in die damit verbundenen „Straftaten“, so sehr, dass sie sich nach Enriquetas plötzlichem Tod auf die Spur dieser geheimnisumwitterte „Negra“ begibt, einer Person, die sich mit jedem Schritt, der sie ihr näherbringen soll, immer weiter zu entfernen scheint. Lebt sie noch? Hat es sie überhaupt gegeben oder war auch sie nur eine „Fälschung“?

Mit viel Witz, Ironie und Verve führt María Gainza, selbst im Kunstbetrieb heimisch, durch das labyrinthische Gewirr von Kunst- und Kunstfälscherszene, Kunstmarkt und Kunstsammlern, mischt munter Texte aus Auktionskatalogen und Gerichtsprotokollen in den Bericht ihrer mal depressiven, mal manischen Protagonistin und lässt die Leserin nach einer glänzend-amüsanten Lektüre schließlich mit der Frage zurück: Was ist Kunst? Und was nicht?

Irmgard Hölscher, Frankfurt a.M.