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Autor
Galgut, Damon

Das Versprechen

Untertitel
Roman. Aus dem Englischen von Thomas Mohr
Beschreibung

Das Versprechen erzählt den Verfall einer Familie vor dem Hintergrund der Transformation Südafrikas vom Apartheidsstaat zur Demokratie: Vier Beerdigungen, vier Jahrzehnte südafrikanischer Geschichte und ein nicht eingehaltenes Versprechen. Ein beeindruckender Roman aus der Feder eines der wichtigsten südafrikanischen Autoren, inhaltlich und erzählerisch ein Meisterwerk, das 2021 mit dem Booker-Prize ausgezeichnet wurde.
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
Luchterhand Literaturverlag, 2021
Format
Gebunden
Seiten
368 Seiten
ISBN/EAN
978-3-630-87707-5
Preis
24,00 EUR

Zum Buch:

Das Versprechen erzählt den Verfall einer Familie vor dem Hintergrund der Transformation Südafrikas vom Apartheidsstaat zur Demokratie: Vier Beerdigungen, vier Jahrzehnte südafrikanischer Geschichte und ein nicht eingehaltenes Versprechen. Ein beeindruckender Roman aus der Feder eines der wichtigsten südafrikanischen Autoren, inhaltlich und erzählerisch ein Meisterwerk, das 2021 mit dem Booker-Prize ausgezeichnet wurde.

Der Roman erzählt den Niedergang der Familie Swart, einer weißen, streng protestantischen Familie, die auf einer Farm vor den Toren Pretorias lebt. Die vier Kapitel, die zeitlich je etwa 10 Jahre auseinanderliegen und immer vor dem Hintergrund eines wichtigen Wendepunkts der südafrikanischen Geschichte spielen, sind nach dem Familienmitglied benannt, das sterben wird. Der Roman beginnt 1986 am Tag der Beerdigung von Rachel, der 40-jährigen Mutter von Anton, Astrid und Amor. Auf dem Sterbebett ringt Rachel ihrem Mann Manie das Versprechen ab, der schwarzen Hausangestellten Salome, die sie bis zu ihrem Tod gepflegt hat, das Haus zu überschreiben, in dem sie lebt. Amor, die jüngste Tochter, hört dieses Versprechen und erinnert ihren Vater nach der Beerdigung daran, doch er, der seiner Frau nicht verziehen hat, dass sie sich kurz vor ihrem Tod wieder ihrem jüdischen Glauben zugewandt hat, fühlt sich nicht an das Versprechen gebunden. Die Weigerung des Vaters, den letzten Wunsch seiner Frau zu erfüllen, und seine bigotte Starrköpfigkeit führen zum Zerwürfnis.

Erst 10 Jahre später kommen die Swarts wieder zusammen. Es ist der Tag des Endspiels der Rugby-Weltmeisterschaft und der Tag der Beerdigung von Manie, der auf bizarre Weise Opfer seines religiösen Wahns geworden ist. Das Erbe wird aufgeteilt, aber nun wollen weder Anton noch Astrid das einst gegebene Versprechen einlösen.

Weitere zehn Jahre später: Amtsantritt von Thabo Mbeki, dessen fatale HIV-Politik so viele Leben kosten wird. Astrid, Amors bulimische ältere Schwester, die es gesellschaftlich bis in die Kreise der neuen politischen Elite geschafft hat, wird bei einem brutalen Überfalls ermordet. Wieder erinnert Amor Anton an das Versprechen gegenüber Salome, die noch immer im Hause der Swarts arbeitet und deren Lebensumstände sich trotz dem Ende der Aprtheid nicht verbessert haben.

Kapitel 4: Anton hat das Trauma seiner Militärzeit Ende der 80er Jahre, der Zeit, in dem sich der Apartheidsstaat ein letztes Mal aufbäumte und die Aufstände in den Townships gewaltsam unterdrückte, nie überwunden. Nach der Beerdigung seiner Mutter desertierte er vom Militär und flüchtete in eins der Homelands, um der Verfolgung durch die Justiz zu entgehen. Nun kehrt er nach Jahren völlig gebrochen zurück. Über das Erlebte kann er nicht sprechen. Weder beruflich noch menschlich schafft er es, im Leben Fuß zu fassen. Die Ehe mit seiner Jugendfreundin ist unglücklich. Der Roman, an dem er seit Jahren schreibt, bleibt ein Fragment. Die Farm steht kurz vor der Versteigerung, und ganz am Ende bleibt nur noch Amor, das jüngste Kind, um das Versprechen einzulösen – aber vielleicht ist es dafür schon zu spät.

Galgut zeichnet ein düsteres, aber sehr realistisches Bild der südafrikanischen Gesellschaft. Wie er das tut, ist grandios. Seine besondere Art des Erzählens – der Wechsel von der dritten Person zu innerem Monolog, die direkte Anrede des Lesers, die Perspektivwechsel zwischen Personen und Dingen, das alles teilweise mitten im Satz – verleiht dem Buch trotz der Schwere der Thematik eine gewisse Leichtigkeit, bisweilen auch Süffisanz, und macht es ausgesprochen lesbar. Ein fantastisch übersetzter, großer Roman eines großartigen Schriftstellers, der leider hier in Deutschland noch wenig Beachtung gefunden hat. Auf das sich dies nun ändern möge!

Andrea Schulz, autorenbuchhandlung max & co, Frankfurt a.M.