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Der Sänger

Autor
Hartmann, Lukas

Der Sänger

Untertitel
Roman
Beschreibung

Joseph Schmidt, Tenor, in den 20er und 30er Jahren des 20. Jahrhunderts weltberühmt, umschwärmt von schönen Frauen, umgeben von Luxus und Verehrung in aller Welt, ist im September 1942 auf dem Weg von Vichy in die Schweiz, wo er auf Asyl hofft. Als Jude ist er in Frankreich seines Lebens nicht sicher, und in der Schweiz gibt es einen Gönner, der für ihn bürgen und ihn aufnehmen wird. Aber es kommt anders, denn er gerät in die Mühlen der Schweizer Asylpolitik, die es sich mit dem nationalsozialistischen Nachbarn nicht verderben will, indem sie einen Prominenten bevorzugt behandelt. Lukas Hartmann hat über die letzten beiden Monate dieses Sängers, der nicht nur durch Opern und Konzerte, sondern auch mit Filmen und Schlagern bekannt wurde und in den 50er Jahren eine Renaissance erlebte, ein so erschütterndes wie berührendes Buch geschrieben.
(Ausführliche Besprechung unten)

Verlag
Diogenes Verlag, 2019
Seiten
288
Format
Gebunden
ISBN/EAN
978-3-257-07052-1
Preis
22,00 EUR
Status
lieferbar

Zur Autorin / Zum Autor:

Lukas Hartmann wurde 1944 in Bern geboren, studierte Germanistik und Psychologie. Er war Lehrer, Journalist und Medienberater. Heute lebt er als freier Schriftsteller in Spiegel bei Bern und schreibt Bücher für Erwachsene und für Kinder. Er ist einer der bekanntesten Autoren der Schweiz und steht mit seinen Romanen, zuletzt Ein Bild von Lydia, regelmäßig auf der Bestsellerliste.

Zum Buch:

Joseph Schmidt, Tenor, in den 20er und 30er Jahren des 20. Jahrhunderts weltberühmt, umschwärmt von schönen Frauen, umgeben von Luxus und Verehrung in aller Welt, ist im September 1942 auf dem Weg von Vichy in die Schweiz, wo er auf Asyl hofft. Als Jude ist er in Frankreich seines Lebens nicht sicher, und in der Schweiz gibt es einen Gönner, der für ihn bürgen und ihn aufnehmen wird. Aber es kommt anders, denn er gerät in die Mühlen der Schweizer Asylpolitik, die es sich mit dem nationalsozialistischen Nachbarn nicht verderben will, indem sie einen Prominenten bevorzugt behandelt. Lukas Hartmann hat über die letzten beiden Monate dieses Sängers, der nicht nur durch Opern und Konzerte, sondern auch mit Filmen und Schlagern bekannt wurde und in den 50er Jahren eine Renaissance erlebte, ein so erschütterndes wie berührendes Buch geschrieben.

Wenn Prominente vor politischer Verfolgung fliehen müssen, schreibt man ihnen oft eine vergleichsweise behagliche Situation zu. Schließlich haben sie Geld, Ansehen und Beziehungen, und das kann ja nur von Vorteil sein. Dass die Prominenz einem Menschen aber auch zum Schaden gereichen kann, macht Lukas Hartmann in seinem Buch Der Sänger nur allzu klar. Denn Joseph Schmidt, dem weltberühmten Tenor, soll gerade sein Ruhm zum Verhängnis werden. Die Schweizer Behörden fühlen sich vom großen Nachbarn Deutschland ungeachtet ihrer Neutralität bedroht und scheuen sich deshalb, dem geflüchteten Gesangsstar auch nur das kleinste Zugeständnis zu machen. Er bleibt im Flüchtlingslager und muss Zwangsarbeit leisten, trotz seiner erkennbaren Krankheit und körperlichen Schwäche. Alle Versuche von Freunden, ihn zu sich zu holen oder zumindest in eine Klinik zu bringen, scheitern oder sind von kurzer Dauer. Unterlegt wird das ganze vom – mehr oder weniger – latenten Antisemitismus und der Xenophobie der Lagerleitung, aber auch der Ärzte und Behörden. Und so stirbt Joseph Schmidt, der Sänger, der einen beispiellosen Aufstieg von der Synagoge in Czernowitz bis zur Carnegie Hall geschafft hat, nur zwei Monate später durch die Ignoranz und Arroganz des Landes, in dem er Zuflucht zu finden gehofft hatte.

Der Autor konzentriert sich weniger auf die Biographie seines Protagonisten (von der ich gerne mehr erfahren hätte) als vielmehr auf die Bedingungen seiner Flucht und seines Aufenthalts in einem Schweizer Flüchtlingslager, das auf beklemmende Weise an heutige Verhältnisse erinnert. Das verleiht dem Roman eine Aktualität, die auch Leser in ihren schrecklichen Bann zieht, die von Joseph Schmidt noch nie gehört haben (aber das auf Youtube jederzeit nachholen können). Der Sänger – beeindruckend und berührend.

Irmgard Hölscher, Frankfurt