Zum Buch:
Werner Hörtner, Redakteur der österreichischen entwicklungspolitischen Zeitschrift Südwind, legt mit diesem Buch ein vielschichtiges Portrait von Kolumbien vor. Der Schwerpunkt des Buches liegt auf der zeitgenössischen und aktuellen politischen Situation. Ausführlich und kritisch beleuchtet er die Regierung Uribe, die die Paramilitarisierung des Landes vorangetrieben hat, 2006 knapp 32.000 paramilitärische Sölnder demobilisiert hat und ihnen sogar bei schwersten Menschenrechtsverletzungen Amnestie gewährte. Ausführlich stellt er auch die Entwicklung der Guerilla (FARC, ELN) dar, und er berichtet über ganz unterschiedliche Friedensinitiativen. Diese reichen vom Nationalen Dialog der Regierung Betancur (1982) bis zum Internationalen Poesiefestival von Medellin und der Friedensgemeinde San José de Apartadó. Er beschreibt den Widerstandskampf der indigenen Völker und der Schwarzengemeinschaften und die Perspektivlosigkeit der Binnenflüchtlinge. In groben Zügen zeichnet er auch die historische Entwicklung seit der Kolonialzeit nach. So entsteht insgesamt ein facettenreiches Bild der unterschiedlichen Interessen, Konfliktlinien und Widersprüche in der politischen Entwicklung Kolumbiens. Hörtner wagt auch einen kurzen Ausblick in die Zukunft. Bei der Umsetzung seiner Visionen eines autoritären korporativen Staates wird Präsident Uribe auch künftig auf die Unterstützung der USA zählen können, der Widerstand dagegen wird Hörtner zufolge jedoch nicht nur Linksparteien und soziale Bewegungen umfassen, sondern zunehmend auch Kreise aus Unternehmertum und politischem Establishment, da Uribe das politische System in seinem Kern verändern will.
Christoph Dietz (Bücher zu Lateinamerika)