Zum Buch:
16 Jahre lang hat Annette Holzapfel in Peru gelebt, und zwar in sehr unterschiedlichen Funktionen: als Ethnologin in andinen Hochlandgemeinden, als Dozentin an einer Krankenschwesterschule in der Hauptstadt Lima, als Herausgeberin einer Zeitschrift der Deutsch-Peruanischen Handelskammer. Die profunde Landeskenntnis der Autorin und das Wissen um die höchst unterschiedlichen Lebenswelten von indigener Bevölkerung und weißer Oberschicht, ländlichem Raum und Großstadt, kultureller Vielfalt und wirtschaftlichem Überlebenskampf machen dieses Buch zu einer außergewöhnlich fruchtbaren Lektüre. Es bietet eine Fülle von Sachinformationen und Erfahrungswissen, die ihresgleichen suchen. Dem Konzept der Reihe “Kulturschock” entsprechend führt das Buch in Geschichte, Kultur, Gesellschaft, Wirtschaft, Alltagsleben und das Verhalten als Ausländer in Peru ein. Holzapfel legt den Schwerpunkt auf die Darstellung des Lebensalltags, indem sie den Sachtexten zahlreiche kurze biographische Portraits von Peruanerinnen und Peruanern unterschiedlichster Herkunft zuordnet. Es gelingt ihr damit hervorragend, den Lebenskontext der Bevölkerung auch für den Ausländer nachvollziehbar zu machen. Hinzu kommt die genaue Sachkenntnis der Autorin in gesellschaftlichen und kulturellen Belangen, etwa ihre detaillierte Beschreibung von Familienleben und Geschlechterverhältnis. Der Versuch, der – zahlenmäßig geringen – indigenen Bevölkerung des Amazonastieflands ebenso viel Platz einzuräumen wie der Anden- und Küstenbevölkerung, wirkt allerdings ein bisschen willkürlich. Das mindert den Wert dieses Buches aber nicht. Es ist eine exzellente Einführung in das peruanische Alltagsleben.
Christoph Dietz (Bücher zu Lateinamerika)