Zum Buch:
Kann man einen Blinden, einen Visionär fotografieren, fragt Issa Maklouf in seinem Vorwort. Enrique Hernández-D´Jesús, der venezulanischer Dichter, Verleger, Herausgeber und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnete Fotograf hat es versucht. Seine Aufnahmen von Borges entstanden 1982 in Caracas, also vier Jahre vor Borges´ Tod in Genf. Sie zeigen den Dichter wie wir ihn auch von vielen anderen Aufnahmen kennen: seine Hände auf dem Stock abgestützt, lachend, zuhörend, nachdenklich, engagiert sprechend, mitunter ernst und offensichtlich manchmal ärgerlich (vielleicht sprach er da gerade über den verachteten Gardel?). Borges bewegt sich in den Fotos von Hernández-D´Jesús, obwohl das Foto im Grunde die Wesen unbeweglich macht, sagt Issa Makhlouf, Er bleibt in ihnen lebendig, nicht durch die Erinnerung, sondern durch die Kraft des Ausdrucks. Die in dem kleinen empfehlenswerten Band versammelten Fotos, die auf der diesjährigen Buchmesse auch in einer eigenen Ausstellung zu sehen waren, werden ergänzt durch die wiedergegebenen Tischgespräche, die Hernández-D´Jesús mit Borges während seines Aufenthalts in Venezuela führte.
Klaus Küpper (Bücher zu Lateinamerika)