Übersicht

Drucken

Bücher zu Lateinamerika

Autor
Hearne, John

Das Paradies vor Augen. Sklaverei und Rebellion auf der "Sure Salvation". (The Sure Salvation)

Untertitel
A. d. jamaikanischen Engl. übers. u. m. e. Nachwort versehen v. Wolfgang Binder
Beschreibung
Verlag
Zürich: Edition 8, 2006
Format
geb.
Seiten
267 Seiten
ISBN/EAN
978-3-85990-008-0
Preis
21,80 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

John Edgar Colwell Hearne wurde am 4. Februar 1926 in Montreal/Kanada als Sohn jamaikanischer Eltern geboren. Seit dem 2. Lebensjahr lebt er auf Jamaika, wo er in den 50er Jahren zu den führenden Prosaschriftstellern und Journalisten gehörte. Thema seiner Romane war die jamaikanische Gesellschaft, die immer noch von der britischen Kolonialherrschaft geprägt war (und bis heute ist). In dieser Zeit wurden auch drei seiner Romane ins Deutsche übersetzt, „Stimmen unter dem Fenster“ (Under The Window), „Der Andere“ (Stranger at the Gate) und „Gesichter der Liebe“ (Faces of Love). Nach Aufenthalten in London und Paris unterrichtete er Literaturwissenschaft in Jamaika. Für seine Verdienste erhielt er mehrere Auszeichnungen. Hearne starb am 12. Dezember 1994 in Stony Hill, Jamaika.

Zum Buch:

“Mittag, 17. Mai 1860 – Breit.grad. 1° 14’ S, Länggr. 32° 16’ W. Kein Fortkommen. Windstille dauert an. Alle Segel gesetzt. Fracht in bester Verfasung wg. unserer besonderen Fürsorge.“ So lautet der Eintrag ins Logbuch der „Sure Salvation“, die mit über 500 Sklaven, der „Fracht“, auf dem Weg von Angola nach Brasilien ist. Drei Wochen dauert die Windstille nun schon an und Alex, der schwarze Koch, rechnet Kapitän Hogarth vor, wie viele Schwarze über Bord gehen müssen, um mit dem restlichen Wasser das Ziel doch noch zu erreichen. In vielen Rückblenden, Erinnerungen und Unterhaltungen verschiedener Akteure an Bord zeichnet Hearne ein eindrucksvolles Bild jener Zeit, in der die Sklaverei zwar verboten und unter schwere Strafen gestellt war, dennoch aber bis in die höchsten Gesellschaftsschichten geduldet wurde. In diesem, seinem letzten Roman von 1981 wird die pessimistische Weltsicht des Autors deutlich, die sich in der Beschreibung der an Bord herrschenden Gewalt und Unterdrückung widerspiegelt. Aber es ist keine Welt, in der Gut und Böse eindeutig in Schwarz und Weiß getrennt und identifizierbar sind. Beispiel dafür ist der ehemalige Sklave Alex Delfosse, ein Zyniker, der am überraschenden Schluß des Geschehens mit brutaler Gewalt versucht, seine eigenen Interessen durchzusetzen. Ein spannender und lesenswerter Roman über ein wenig behandeltes und bekanntes Thema. Eine Ausnahme davon bildet der Roman „Futter für die Geister“ von Fred D’Aguiar aus Guyana (s. Bücher zu Lateinamerika 2002/2003).        Klaus Küpper (Bücher zu Lateinamerika)