Zum Buch:
In Erwartung des möglicherweise bald bevorstehenden Todes von Fidel Castro wird zur Zeit viel veröffentlicht, aus Mangel an neuen Erkenntnisse darunter offensichtlich besonders gern Bildbände. Auf etliche solcher Werke hätte die Leserwelt verzichten können, dieses großzügig ausgestattete Bildportrait des Máximo Líder jedoch übertrifft alles bislang veröffentlichte: Die sich über 16 lange Seiten hinziehende Einleitung strotzt nur so vor verkürzten Darstellungen, klaren Fehlern, Falschdarstellungen und abenteuerlichen Einschätzungen. (So wird beispielsweise allen Ernstes verbreitet, dass sich Che Guevara und Fidel Castro in Mexiko kennen gelernt hätten, nachdem ihre revolutionären Vorhaben in Kuba bzw. Argentinien gescheitert waren.)
Ebensolches wiederholt sich in den darauf folgenden Kurzeinleitungen der Kapitel zu den Jugendjahren, der Universitätszeit, den ersten 40 Revolutionsjahren und dem abschließenden Kapitel ein halbes Jahrhundert Máximo Líder. Dies geht bis hin zu offensichtlich falschen Bildunterschriften und Einordnungen. Manche Fehler könnten (zur Ehrenrettung des Textautors) evtl. auch auf sachkenntnislose Übersetzung aus dem Italienischen zurückgehen.
Da hilft auch nicht, dass die ausgewählten Bilder selbst die meisten stammen aus der Jugend- und Studienzeit sowie dem Guerillakampf, die Jahre von 1960 bis 2000 sind arg unterrepräsentiert fast durchgängig in recht guter Qualität abgebildet sind.
So kann man nur spekulieren, was das Herausgeberteam zur Veröffentlichung eines solchen Machwerks bar jeglicher Sachkenntnis veranlasst haben mag.
Klaus Brieskorn (Bücher zu Lateinamerika)