Zum Buch:
Dumisani und Doogal alias „Doo-Dudes“ besuchen die vierte Klasse der Colliery Primary School irgendwo in Südafrika. Sie sind die allerbesten Freunde und nie um eine gute Idee verlegen, sehr zum Leidwesen ihrer Lehrerin Ms. Venter alias „Drachendame“.
Doch diese Schulwoche, die in der herzerfrischenden Geschichte „Tommy Mütze“ beschrieben wird, ist eine ganz besondere. Mitten in den allerlangweiligsten Englischunterricht platzt der Schuldirektor Mr. Rasool alias Mr. Mosi und hat einen neuen Schüler im Schlepptau. Das ist ja an sich schon interessant, aber an diesem Schüler gibt es eine Besonderheit: Er trägt eine rot-orange gestreifte Wollmütze, eine Skimütze, die nur die Augen frei lässt. Wie sich herausstellt, setzt er diese Mütze in der Schule niemals ab, weder beim Mittagessen in der Schulkantine noch beim Fußballspielen auf dem Pausenhof. Seinen Alias-Namen hat er damit schnell weg, Tommy MacAdam wird einfach Tommy Mütze.
In den folgenden Tagen setzen die Schüler alles daran herauszufinden, warum Tommy diese Mütze immer trägt. Vor allem die Doo-Dudes und die sehr kluge und sehr besserwisserische Cherise liefern sich einen Wettkampf darum, wer zuerst das Geheimnis von Tommy lüften wird. Doch alle Listen und jede „Psychologie“ prallen an Tommy ab. Direkt darauf angesprochen warum er immer die Mütze trägt, antwortet er nur: „Weil….“. Gleichzeitig fügt sich Tommy sehr schnell in die Klassengemeinschaft ein, die Schüler mögen ihren neuen Mitschüler sehr, er kann super gut Fußballspielen und ist auch sonst sehr umgänglich. Die Mütze allerdings bleibt, nur die Farbe wechselt, an einem Tag ist sie dunkelblau, am nächsten beige-weiß gestreift.
Doch die Situation spitzt sich zu, die „Fieslinge“ aus der fünften Klasse überfallen Tommy in der Pause und wollen ihm die Mütze vom Kopf reißen. Sie haben nicht mit der Solidarität von Tommys Mitschülern gerechnet: die werfen sich ins Getümmel und können verhindern, dass Tommy seinen Kopf zeigen muss.
Am Ende der Woche hat die Klasse eine geniale Idee: Freitags kommen alle Kinder mit den verrücktesten Kopfbedeckungen in die Schule. Da gibt es rosa-lila karierte Teewärmer, eine Soldatensturmhaube, Mützen mit selbstgemachten Sehschlitzen und Köpfe, die in Nylonstrumpfhosenbeinen stecken. So quasi „inkognito“ unterwegs zu sein hat gewisse Vorteile, da traut sich zum Beispiel die schüchterne Mpho alias „Mäuschen“, ganz allein vor der Klasse eine Geschichte zu erzählen. Damit hat auch Tommys Mützenvorliebe zu tun, wie sich in der Referatsstunde herausstellt. Dumisani, der vorher von Tommy eingeweiht wurde, lüftet schließlich das Geheimnis und Tommy nimmt vor den Augen der Klasse seine Mütze ab. Welches Geheimnis dabei noch herauskommt, sei hier nicht verraten….
Diese kleine, lustige und sehr lesenswerte Geschichte der Südafrikanerin Jenny Robson ist absolut empfehlenswert für alle ab 9 Jahren. Die Autorin zeichnet das bunte Bild einer südafrikanischen Schulklasse, in der die verschiedensten Charaktere vertreten sind, aber niemand ausgegrenzt wird, obwohl es verschiedene Hautfarben und kulturelle Hintergründe gibt. Jedes Kind hat einen Spitznamen weg, der die speziellen Eigenheiten treffend beschreibt, aber nicht abwertet. Die Geschichte ist in weiten Teilen dialogisch aufgebaut, was einem den Schulalltag und die Schüler gut näherbringt.
Der Roman ist bei Baobab Books erschienen, einem Schweizer Verein, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Darstellung kultureller Vielfalt in der Kinder- und Jugendliteratur zu fördern und mit Publikationen und Projekten zum Dialog und zur Reflexion über das kulturelle Selbstverständnis, über Vorurteile und Ausgrenzung anzuregen. Wie alle Bücher des Vereins ist auch „Tommy Mütze“ wunderschön gestaltet.
Bettina Raue, autorenbuchhandlung marx & co, Frankfurt