Belletristik

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Buchempfehlung Belletristik

Autor
Adiga, Aravind

Der weiße Tiger

Untertitel
Roman. Aus dem Englischen von Ingo Herzke
Beschreibung

Booker-Preis 2008! Eine Art Gebrauchsanweisung für das “neue” Indien, erfrischend unklischeehaft. “Der Weisse Tiger” von Aravind Adiga. Ein kleines Wunder.

Verlag
Beck Verlag, 2008
Format
Gebunden
Seiten
319 Seiten
ISBN/EAN
978-3-406-57691-1
Preis
19,90 EUR

Zum Buch:

Heureka! Ich hatte mich schon gefragt, wie lange ich wohl noch warten müßte, um in diesem literarischen Sommerloch einen Roman zu entdecken, den ich gerne rezensieren würde. Ich habe sogar ein Kinderbuch gelesen. Und rezensiert. Soweit ist es schon gekommen. Aber egal, die Durststrecke ist vorüber, es gibt neues Lesefutter, gutes, sehr gutes Lesefutter. Und wieder einmal handelt es sich dabei um einen Debütroman.

Ich weiß nicht, wie Sie das halten, aber ehrlich gesagt, ich mag eigentlich keine Romane in Briefform. Auch wenn ich nicht mal sagen könnte, warum das so ist. Es gibt Ausnahmen, wenige. “Der Weisse Tiger” ist so ein Roman in Briefform. Und eine dieser Ausnahmen. Mehr als das, Aravind Adiga, der junge Autor, ist selbst eine Ausnahme. Talentiert. Rotzfrech. Erfrischend. Großartig. (Auch großartig übersetzt, das soll nicht unerwähnt bleiben.) Die Geschichte geht so: Balram Halawi, der Ich-Erzähler, sitzt in seinem 15-qm-Büro im südindischen Bangalore unter einem mannshohen Kronleuchter und schreibt einen Brief an den chinesischen Ministerpräsidenten. In sieben langen Nächten beschreibt er darin seinen ungewöhnlichen Werdegang vom einfachen Diener zum erfolgreichen Unternehmer. Aufgewachsen in einer bettelarmen Familie in einem bettelarmen Dorf irgendwo in der Mitte von Indien, muß er die Schule abbrechen und beim reichsten Mann der Gegend als zweiter Fahrer anfangen. Balram ist clever. Eher noch gerissen. Er sticht seinen Kollegen aus und darf an dessen Stelle mit nach Delhi. Dann endlich die Großstadt. Menschenmassen. Verkehrschaos. Nachts die vielen Lichter. Die allgegenwärtige Korruption, die Gewalt, Drogen. Und Luxus pur. Balram Halawi entscheidet irgendwann, das alles nur auf ein Ziel hinausläuft, nur hinauslaufen konnte, und diese Ziel heißt: Bring deinen Chef um, und pack dir die rote Tasche. Und Scheiß drauf, was sie anschließend deiner Familie antun werden. Aravind Adiga überläßt es seinem Ich-Erzähler, ein hochgradig unklischeehaftes Bild des “neuen” Indien zu zeichnen, und er macht das sehr gut, interessant, trocken, ehrlich und mit viel Humor. Ein absolut gelungenes Debüt. Ein hervorragender Roman.  Axel Vits, Der andere Buchladen, Köln