Zum Buch:
Ein Autor und sein Lektor, zwei ältere Männer also. Der Lektor, eine eher durchgeistigte, ganz der Sprache hingegebene Figur, besucht den Autor in dessen Haus. Dort wollen sie das neue Buch des Autors bearbeiten.
Situationen und Möglichkeiten entstehen; einige werden von Michael Köhlmeier auserzählt, andere angedeutet und im Kopf des Lesers weitergesponnen. Eine beginnende Freundschaft der Männer. Eine kurze körperliche Menschwerdung des Lektors der sich, mit allem Anstand, in die Frau des Autors zu verlieben scheint, Schnee schaufelt, lange Spaziergänge macht. Beim Spaziergang hat er eine Begegnung mit einem großen, herrenlosen Hund die er, trotz seiner Angst, mit Bravour meistert. Dem Autor, dessen Tochter vor einigen Jahren in den Bergen tödlich verunglückte, wird seine leise, immerwährende Trauer bewusst. Es entsteht der Wunsch in ihm, über den Verlust, aber auch das Leben der jungen Frau schreiben. In ein paar Sätzen wird die Ehe des Schriftstellers erzählt, in der sich die Trauer eingenistet hat und die dennoch lebendig bleibt.
Und zum Ende begegnen beide Männer auf einem Spaziergang erneut dem Hund. Das Tier rennt, von dem Lektor freudig gerufen, übers Eis, bricht ein und kämpft um sein Leben. Der Lektor läuft weg, will an der Straße Hilfe holen. Der Autor beginnt einen aussichtslos scheinenden Kampf um das Leben des Tieres, will wenigstens dieses Leben nicht dem Tod überlassen.
Michael Köhlmeier ist ein begnadeter Erzähler der knappen Form. Einhundertneun Seiten genügen ihm für einen Stoff, aus dem andere dicke Romane machen würden. Bei ihm ist es ein Text geworden, dem wenige, angerissene Situationen genügen, um den Roman im Kopf des Lesers entstehen zu lassen.
Ruth Roebke, autorenbuchhandlung marx & co, Frankfurt