Zum Buch:
Die Liebe trifft Martin Windrow, Militärhistoriker und Verlagslektor, Mitte der siebziger Jahre, im Alter von 35 Jahren. Einige Zeit zuvor hat er im Haushalt seines auf dem Land lebenden Bruders eine zahme Eule beobachtet, und seitdem geht ihm der Gedanke, auch ein solches Tier zu besitzen, nicht mehr aus dem Kopf. Allerdings lebt Windrow zum damaligen Zeitpunkt im siebten Stock eines Hochhauses in London. Der erste Versuch, eine Eule zu halten, geht schief. Das widerspenstige Tier entwischt ihm nach einiger Zeit – wohl zur beiderseitigen Erleichterung. Aber das hält den begeisterten Windrow nicht ab, es noch einmal zu wagen.
Da Wildvögel in England streng geschützt sind, bestellt er sich bei einem Züchter ein Ei, das im Inkubator ausgebrütet und nach dem Schlüpfen 30 Tage lang von Hand aufgezogen wird. Dann kann er das Tier abholen, und es beginnt eine fünfzehn Jahre andauernde innige Beziehung zwischen Mensch und Eule. „Mumble“ krempelt sein gesamtes Leben um. Windrow richtet sein Appartement „eulengerecht“ her, stellt eine große Voliere auf den Balkon und deckt Fußböden und Möbel ab. Dass dies ausschließt, mit einer weiteren Person die Wohnung zu teilen, ist ihm durchaus klar. Dabei ist Windrow ein geselliger Mensch, pflegt seine Beziehungen zu Familie und Freunden, und ab und an verreist er auch.
Mit typisch englischer Gelassenheit und hinreißendem britischen Humor erzählt Windrow, wie die kleine Eule ihren Platz in seinem Leben erobert. Sie ist neugierig, zutraulich, verspielt und verschmust – ein Verhalten, das sie, mit Einschränkungen, auch im „Erwachsenalter“, als er mit ihr aufs Land gezogen ist, beibehält. Seine Schilderungen ihrer waghalsigen Flugmanöver, die anfänglich mit Bruchlandungen enden, ihres Vergnügens, seine Schnürsenkel zu jagen und ihr Bedürfnis nach Nähe und Streicheleinheiten sind irrwitzig komisch, aber auch anrührend, und nebenbei erfährt der Leser viel über Biologie, Verhalten, Mythologie und Kulturgeschichte der Eulen.
Für Leser, die skurrile Geschichten mögen und ein Herz für liebenswerte Exzentriker haben, ist dieses Buch ein absolutes Muss, aber ich bin sicher, dass man auch ohne diese Vorliebe großes Vergnügen beim Lesen haben kann.
Ruth Roebke, autorenbuchhandlung marx & co, Frankfurt