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Autor
Wagner, Jan

Der verschlossene Raum

Untertitel
Beiläufige Prosa
Beschreibung

Jan Wagner ist Lyriker, aber keiner, der im stillen Kämmerlein unbemerkt vor sich hinschreibt oder sich auf Poetry Slums tummelt, sondern einer, der der Lyrik den ihr gemäßen Platz in der deutschen Literaturszene wiedergegeben hat, wie der deutsche Buchpreis für seinen Gedichtband Regentonnenvariationen beweist. Und jetzt legt der Hanser Verlag also einen Prosaband vor – beiläufige Prosa, wie der Untertitel besagt –, der Reden, Essays, Geschichten, Reisebilder und vieles andere versammelt, mal länger, mal kürzer, aber immer anregend und vergnüglich. Ein Buch, das leider ein bisschen zu dick ist, um es in die Jackentasche zu stecken, aber immerhin noch in den Rucksack passt, den ja fast jeder heute mit sich trägt.
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
Hanser Berlin, 2017
Format
Gebunden
Seiten
272 Seiten
ISBN/EAN
978-3-446-25475-6
Preis
22,00 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Jan Wagner, 1971 in Hamburg geboren, lebt in Berlin. 2001 erschien sein erster Gedichtband Probebohrung im Himmel. Es folgten Guerickes Sperling (2004), Achtzehn Pasteten (2007), Australien (2010), Die Eulenhasser in den Hallenhäusern (2012) und zuletzt der Sammelband Selbstporträt mit Bienenschwarm (2016). Für seine Lyrik wurde er vielfach ausgezeichnet. Mit seinem Gedichtband Regentonnenvariationen (2014) gewann er 2015 den Preis der Leipziger Buchmesse.

Zum Buch:

Jan Wagner ist Lyriker, aber keiner, der im stillen Kämmerlein unbemerkt vor sich hinschreibt oder sich auf den Events der Slam-Poetry tummelt, sondern einer, der der Lyrik den ihr gemäßen Platz in der deutschen Literaturszene wiedergegeben hat, wie der deutsche Buchpreis für seinen Gedichtband Regentonnenvariationen beweist. Und jetzt legt der Hanser Verlag also einen Prosaband vor – beiläufige Prosa, wie der Untertitel besagt –, der Reden, Essays, Geschichten, Reisebilder und vieles andere versammelt, mal länger, mal kürzer, aber immer anregend und vergnüglich. Ein Buch, das leider ein bisschen zu dick ist, um es in die Jackentasche zu stecken, aber immerhin noch in den Rucksack passt. Der verschlossene Raum ist ein Buch, das man gerne mit sich herumträgt, um immer wieder und überall darin zu stöbern, sei es, um sich mit den „Postkarten“ aus verschiedenen Städten und Ländern die Bahnfahrt zu verkürzen, sei es, um sich im Café oder auf der Parkbank etwa nach Irland entführen zu lassen oder über den Zusammenhangzwischen Poesie und Detektivroman zu staunen. „Beiläufig eben“, aber das heißt eben nicht „nebenbei“. Wagner schreibt über Lyrik und Lyriker, eine irische Valentinsnacht im Pub, über Bibliotheken und Buchhandlungen, über einen Bibliotheksbesucher, der vielleicht nicht lesen kann, aber sich Bücher im Wortsinne einverleibt, über Borges, Ted Hughes und Mörike, über Rom, Los Angeles und Neukölln, über Rosmarin und die Notwendigkeit des Träumens. Und er tut das so klug, anregend, elegant und charmant, dass es eine wahre Freude ist. Wer bis dahin einen Bogen um die Lyrik gemacht hat, dürfte nach der Lektüre dieser Prosatexte schon bald vor dem Gedichtregal der Buchhandlung stehen und nicht nur Jan Wagners Gedichte, sondern auch die Bände all der Autoren durchblättern, die in diesem Band ganz „beiläufig“ gewürdigt werden.

Irmgard Hölscher, Frankfurt am Main