Zum Buch:
Cécile und Gustave führen seit 10 Jahren ein gute Ehe, obwohl sie von Grund auf verschieden sind. Sie ist die geistvolle, in die Literatur verliebte Frau von Welt. In den Salons ist sie Mittelpunkt, denn neben der äußerlichen Attraktivität versprüht sie auch jede Menge Esprit. Gustave, der sachliche Karrierist, ist dabei, im Bankgeschäft die höchste Sprosse der Karriereleiter zu erklimmen. Er liebt seine Frau über alles, wünscht sich jedoch oft, sie verhielte sich ein wenig angepasster und distinguierter, so wie all die anderen Ehefrauen seiner Geschäftspartner. „Diese Welt (jedoch) war ihr fremd, aber anstatt sich darüber zu beklagen, lachte Cécile über sie und kam, beseelt von gewissen romantischen Vorstellungen, stets ihren Pflichten nach.“
Das angenehm dahinplätschernde Leben der beiden gerät jäh ins Wanken, als Cécile einen Brief mit heiklem Inhalt in einem Taxi liegen lässt. Um ihn wiederzubekommen, setzt sie alle Hebel in Bewegung. Ein Zufall will es, dass der Brief in die Hände eines heimlichen Verehrers gelangt. Als Finderlohn verlangt Paul ein Abendessen zu zweit in ihrem Salon. Just für diesen Abend aber hat ihr Mann einige für seine Karriere äußerst wichtige Geschäftsfreunde eingeladen. Als Paul erscheint, erfindet die phantasievolle Cécile kurzerhand eine unglaubliche Geschichte, um seine Anwesenheit zu erklären und den Abend zu retten.
Paul möchte sich weiterhin mit Cécile treffen und zögert die Herausgabe des fatalen Briefes immer weiter hinaus. Peu à peu wird aus Céciles anfänglicher Abneigung mehr als nur Zuneigung. Derweil wittert Gilberte, die ehemalige Geliebte von Céciles Bruder, ihre Chance und kümmert sich um Gustave, den vernachlässigten Ehemann. So entwickelt sich eine herrliche Screwball-Komödie, deren Akteure von einer Verwicklung in die andere taumeln. Ist das Geheimnis des Briefes das wert?
Dieser kurzweilige, amüsante Roman hat es in sich. Mit leichter Feder verwickelt Louise de Vilmorin ihre Heldin in eine Amour fou und lässt sie souverän und charmant lügen, bis sich die Balken biegen. Es ist ein bezaubernder Gesellschaftsroman, der im Paris der 50erJahre das süße Leben der feinen Gesellschaft beschreibt – in einer Zeit, als Schneiderinnen noch ins Haus kamen, die Dienstboten sich um alles Alltägliche kümmerten und kluge Frauen die Fäden in der Hand hielten. Ein herrliches Lesevergnügen!
Brigitte Hort, Eitorf