Zum Buch:
Ganz gleich, wie sehr man sich auch für Naturforschung im Allgemeinen oder das Leben Darwins im Besonderen zu interessieren mag – die erstmals zwischen 1842 und 1846 erschienene, dreibändige Beschreibung seiner rund fünf Jahre dauernden Reise an Bord der HMS Beagle kann man im Grunde nicht lesen.
Weil zu umfangreich. Weil zu steif. Und überhaupt weil in einem fast einschläfernden, ausschweifenden Ton verfasst. Abenteuerlektüre sieht anders aus.
Aber gut, der 1809 im englischen Shrewsbury geborene Charles Robert Darwin stellte an sich und seine Leser andere Ansprüche und war eben kein Herman Melville.
Dass die Reise auf der Beagle, die der junge Naturforscher mit gerade einmal 22 Jahren antrat, ihm bereits die Grundlagen für sein späteres Hauptwerk Die Entstehung der Arten lieferte und daher als Meilenstein in der Entwicklung der damals noch in den Kinderschuhen steckenden Evolutionstheorie gelten muss, ist unbestritten. Weshalb es Fabienne Grolleau und Jérémie Royer auch hoch anzurechnen ist, einem interessierten Publikum zwischen 9 und 99 eben jene Reise näherzubringen. Sie führt zunächst von England aus über die Kapverdischen Inseln nach Brasilien, von dort über Uruguay nach Patagonien und Feuerland, weiter über Ozeanien nach Galapagos und Südafrika und schließlich wieder zurück in die Heimat.
Die Art und Weise, wie die Erfahrungen des wissensdurstigen jungen Engländers geschildert bzw. bebildert werden, ist nicht nur aufschlussreich und überaus anschaulich dargestellt, so dass man förmlich an den Seiten kleben bleibt, sie scheut sich darüberhinaus nicht, neben den vielen Ahs! und Ohs! auch die weniger schönen Seiten der Expedition aufzuzeigen, etwa Darwins Auftreten gegenüber den Sklavenhaltern, was ihn tatsächlich in eine moralische Zwickmühle bringt.
Mit leichter Hand gelingt es den beiden Autoren und Zeichnern, eine ebenso erhellende wie spannende Graphic-Novel über das Leben des wohl berühmtesten Naturforschers zu gestalten. So und nicht anders sieht Abenteuerlektüre aus.
Axel Vits, Der andere Buchladen, Köln