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Der Weg des Helden

Autor
Parks, Tim

Der Weg des Helden

Untertitel
Auf Garibaldis Spuren von Rom nach Ravenna. Aus dem Englischen von Ulrike Becker
Beschreibung

Am Abend des 2. Juli 1849 bricht Giuseppe Garibaldi mit seinen Männern von der Piazza San Giovanni in Laterano in Rom auf zu einem Marsch über den Apennin bis nach Ravenna. Der Aufbruch ist Flucht nach einem verlorenen Kampf und zugleich Fortsetzung des Kampfes für die nationale Unabhängigkeit Italiens.

Parks ist zusammen mit seiner Lebenspartnerin Eleonora 170 Jahre später Garibaldis Spuren gefolgt und zeichnet mit seinem Reisebericht zwei beeindruckende Doppelporträts: das Italiens zur Zeit der Unabhängigkeitskriege im 19. Jahrhundert und im Jahr 2019 sowie das Garibaldis in den Augen seiner Zeitgenossen, Mitstreiter und Feinde und den heutigen Blick auf den Helden.
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
Kunstmann Verlag, 2022
Seiten
432
Format
Gebunden
ISBN/EAN
978-3-95614-485-1
Preis
28,00 EUR
Status
lieferbar

Zur Autorin / Zum Autor:

Tim Parks, geboren in Manchester, wuchs in London auf und studierte in Cambridge und Harvard. Seit 1981 lebt er in Italien. Seine Romane, Sachbücher und Essays sind hochgelobt und mit vielen Preisen ausgezeichnet. Er schreibt für den Guardian, The New Yorker und The New York Review of Books und übersetzte u.a. die Werke von Moravia, Calvino, Calasso, Tabucchi und Machiavelli. Er lebt in Mailand.

Zum Buch:

Am Abend des 2. Juli 1849 bricht Giuseppe Garibaldi mit seinen Männern von der Piazza San Giovanni in Laterano in Rom auf zu einem Marsch über den Apennin bis nach Ravenna. Der Aufbruch ist Flucht nach einem verlorenen Kampf und zugleich Fortsetzung des Kampfes für die nationale Unabhängigkeit Italiens.

Parks ist zusammen mit seiner Lebenspartnerin Eleonora 170 Jahre später Garibaldis Spuren gefolgt und zeichnet mit seinem Reisebericht zwei beeindruckende Doppelporträts: das Italiens zur Zeit der Unabhängigkeitskriege im 19. Jahrhundert und im Jahr 2019 sowie das Garibaldis in den Augen seiner Zeitgenossen, Mitstreiter und Feinde und den heutigen Blick auf den Helden.

Rom war verloren. Garibaldi musste im Kampf gegen die vom Papst zur Hilfe gerufenen Großmächte Österreich und Frankreich kapitulieren. Beim Aufbruch aus Rom zählte der Zug der garibaldini achttausend Kavalleristen, viertausend Infanteristen, Garibaldis schwangere Frau Anita, Maultiere, Wagen, Munition und eine Kanone. Für Garibaldi war die Unabhängigkeit Italiens nicht nur eine politische, sondern auch eine Herzensangelegenheit: „Ich biete weder Bezahlung noch Quartier, noch Verpflegung; ich biete Mühseligkeiten, Hunger, Durst und alle Gefahren des Krieges. Wer den Namen Italiens nicht nur auf den Lippen, sondern auch im Herzen trägt, der folge mir!“

Auf dem Marsch durch den Kirchenstaat und das Großherzogtum Toskana (heute Latium, Toskana und Emilia Romagna) hoffte Garibaldi auf den Zuwachs an Unabhängigkeitskämpfern, vor allem in die Toskaner setze er große Hoffnungen. Seinen Zug schützte er durch beständige Täuschungsmanöver der Kavallerie, in Kauf genommene Umwege und nächtliche Märsche. Ravenna erreichten noch 250 Überlebende. Garibaldis Memoiren wurden zu einer Hommage für all diejenigen, die im Kampf für die Freiheit ihr Leben gelassen hatten.

Tim Parks erzählt ungeheuer spannend und setzt sich dabei mit zeitgenössischen Quellen auseinander, an erster Stelle mit dem Tagebuch des deutschen Weggefährten Garibaldis, Gustav von Hofstetter. Zum intensiveren Erleben der Wegstrecken empfiehlt er das Nachverfolgen auf Google Maps. Das mag für Leserinnen und Leser nützlich sein, die Italien gar nicht kennen. Alle anderen tauchen mit ihm und seinen Tagesschilderungen so tief in das Land und das Geschehen ein, als wären sie selbst dort gewesen. So zumindest ist es mir gegangen.

Und noch eine weitere Unglaublichkeit bieten diese Aufzeichnungen: Parks ist Garibaldi selbst gefolgt, nicht nur seinen Spuren. Dem italienischen Helden des Risorgimento kommt man hier so nah, wie es nur gehen kann. Ein außergewöhnliches Leseerlebnis.

Susanne Rikl, München