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Oder sind es Sterne

Autor
Munz, Eva

Oder sind es Sterne

Untertitel
Roman
Beschreibung

Drei Leben Anfang der 2000er Jahre. Drei Menschen, die unterschiedlicher kaum sein könnten: der Junge Sameer in Kabul, Leutnant Ryder in San Diego, und der in Paris lebende Afghane Hasir Zaman. Sameer lebt rothaarig und sommersprossig als offensichtlicher Außenseiter in einem muslimischen Waisenhaus.Im fernen Paris lebt Hasir Zaman. Ob er tatsächlich Sameers leiblicher Verwandter oder nur irgendein sogenannter „Onkel“ ist, bleibt vorerst offen. Leutnant Ryder ist Soldat mit einem durchschnittlichen Leben in San Diego, als er und sein Freund Kellogg eines Tages unerwartet für eine militärische Geheimoperation angeworben werden.
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
Kunstmann Verlag, 2021
Seiten
304
Format
Gebunden
ISBN/EAN
978-3-95614-385-4
Preis
24,00 EUR
Status
lieferbar

Zur Autorin / Zum Autor:

Eva Munz studierte an der HFF München Film und arbeitete viele Jahre als Regisseurin und Journalistin in verschiedenen Ländern Asiens. Heute lebt sie in New York und schreibt für Magazine und Tageszeitungen. Eva Munz ist Co-Autorin von Die totale Erinnerung – Kim Jong Ils Nordkorea (2006) und hat Kurzgeschichten in Anthologien veröffentlicht. Oder sind es Sterne ist ihr erster Roman.

Zum Buch:

Drei Leben Anfang der 2000er Jahre. Drei Menschen, die unterschiedlicher kaum sein könnten: der Junge Sameer in Kabul, Leutnant Ryder in San Diego, und der in Paris lebende Afghane Hasir Zaman. Sameer lebt rothaarig und sommersprossig als offensichtlicher Außenseiter in einem muslimischen Waisenhaus, glaubt, das Produkt der Vergewaltigung seiner Mutter durch einen Sowjetsoldaten zu sein und wird von seinen Altersgenossen schikaniert und gedemütigt, wo es nur geht.

Im fernen Paris lebt Hasir Zaman. Ob er tatsächlich Sameers leiblicher Verwandter oder nur irgendein sogenannter „Onkel“ ist, der vollständig akkulturiert und steinreich mit ein paar Almosen Sameers Aufenthalt im Waisenhaus finanziert und damit seinem fernen Heimatland Tribut zollt, bleibt vorerst offen.

Leutnant Ryder ist Soldat mit einer depressiven Ehefrau und einem durchschnittlichen Leben in San Diego, als er und sein Freund Kellogg eines Tages unerwartet für eine militärische Geheimoperation angeworben werden. Es geht um psychologische Kriegsführung, das Ausspähen und Voraussehen potentieller Attentate durch Islamisten und um geheime Manöver im mittleren Osten.

Hasir Zaman wird sich irgendwann auf die Reise nach Kabul machen und Sameer nach einigem Hin und Her mitteilen, dass seine totgeglaubte Mutter in den USA lebt. Zusammen mit seinem Onkel wird Sameer Amerika für sich entdecken, eine gänzlich andere Kultur, in der manche Menschen sich einfach so umarmen zur Begrüßung oder knapp bekleidet an einem Pool herumliegen. Die überraschte Faszination des Halbwüchsigen zu beschreiben, der mit dem Wertesystem der Mullahs groß wurde, die Zerrissenheit des Onkels zwischen familiärer Verantwortung und Blindheit für die eigenen Bruchstellen, die Loylität des US-Marines Ryder gegenüber seinem Heimatland und sein Straucheln über ein verdrängtes Kindheitstrauma, all das und vieles mehr gelingt der Autorin in ihrem hier empfohlenen Debüt. Die Protagonisten sind glaubwürdig, und die Verquickung der drei Leben nimmt im Laufe des Romans an Spannung und an Tempo zu.

Identität, Herkunft und die Akzeptanz der jeweils eigenen Geschichte stehen im Zentrum des ersten Romans von Eva Munz. Dass die Autorin über viele Jahre hinweg einerseits als Regisseurin und andererseits als Journalistin gearbeitet hat, kommt dem hier empfohlenen Buch in zweierlei Hinsicht zugute. Munz’ Erzählweise entwickelt durch Detailgenauigkeit und eine außerordentlich starke Bildsprache einen so starken Sog, dass man sich ihm kaum entziehen kann. Die realen Bezüge zu den Geschehnissen rund um den 11. September 2001, die Schlacht um Tora Bora in den unwegsamen afghanischen Bergen, die internationalen Verflechtungen vermuteter und realer Einflussnahme auf die politischen Geschehnisse dieser fragilen Monate bringen eine Ära zurück ins Bewusstsein, die sicher nicht nur die USA lieber dem Vergessen überlassen würde. Denn in Oder sind es Sterne ist nur wenig das, was es zu sein scheint.

Larissa Siebicke, autorenbuchhandlung marx & co, Frankfurt