Zum Buch:
Die Weide, deren Zweige im Wind wispern und wogen: Wie viele wunderbare Bilder hält die Natur für uns bereit, poetische Bilder, die wir bald nicht mehr beim Namen nennen können, weil uns die Worte abhanden gekommen sind. Worte wir Molch, Lerche, Farn, die aus dem Sprachschatz der Kinder verschwinden – Robert Macfarlane hat sie in Buchstabenrätseln und Versen wieder eingefangen und Jackie Morris sorgt mit ihren goldgrundigen Aquarellen dafür, dass sie ein Stück Ewigkeit atmen. Ein zauberhaft schönes Buch!
Wohin das Licht fällt, kommt auch sie, die sich reckt und bauscht, durch Schlüssellöcher in leere Stiegen rankt: die Brombeere, saftig und glänzend, die dornig-süße Frucht. Neben ihr besteht nichts, sie umschlingt alles – ganz anders als die sanfte Heide, die „gemeinsam wächst mit Durmentill, Mooskissen, der Flechten Gefieder“ oder sich das Moor teilt mit „Affodill und Mollbeere, Wollgras und Krähenbeere“. Unvergesslich sind die Momentaufnahmen der Tiere und Pflanzen in den Aquarellen mit mittelalterlich anmutendem Goldgrund! Und wer vorher im Buchstabenwald gefunden hat, woraus sich Wiesel, Zaunkönig und Farn zusammensetzen, dem kommen mit den assoziativ-offenen, beschwörenden Gedichtzeilen der Akrostichen die Erinnerungen, Gerüche und oszillierenden Bilder wieder, das Flirren in der Luft, wenn die Zeit still steht und man auf Entdeckungsreise geht in Wiesen und Wald, die Sinne gespitzt, ganz gleich zu welcher Jahreszeit.
Kunst, Natur und Poesie – perfekt aufeinander abgestimmt – erwarten Leserinnen und Leser in diesem Meisterwerk, das auf jeder Seite erneut sein Füllhorn ausschüttet für die, die Herz, Seele und Augen offenhalten auf der Suche nach den schönsten, einfachsten und bezauberndsten Bildern vom Leben.
Susanne Rikl, München