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Conquistadoren und Azteken

Autor
Rinke, Stefan

Conquistadoren und Azteken

Untertitel
Cortés und die Eroberung Mexikos
Beschreibung

Die Eroberung Mexikos sowie das alles andere als friedliche Nebeneinander von Mayas und Azteken, das letztendlich zum Untergang des sagenumwobenen Aztekenreichs führen sollte, könnte kaum packender und insgesamt lehrreicher beschrieben werden.
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
Verlag C.H.Beck, 2019
Seiten
399
Format
Gebunden
ISBN/EAN
978-3-406-73399-4
Preis
28,00 EUR
Status
lieferbar

Zur Autorin / Zum Autor:

Stefan Rinke lehrt als Professor für Geschichte Lateinamerikas am Lateinamerika-Institut und am Friedrich-Meinecke-Institut der Freien Universität Berlin.

Zum Buch:

Als der 1485 in Medellín in der spanischen Provinz Extremadura geborene Edelmann Hernán Cortés de Monroy i Pizarro Altamirano im Alter von nur neunzehn Jahren seine beschwerliche Reise in die Neue Welt antrat, befand sich die, die er hinter sich ließ, am Anfang eines tiefgreifenden Wandlungsprozesses. Die Pest, die das Land und darüber hinaus die gesamte Region verheert hatte, war besiegt, Kriege, die aus reiner Großmannssucht oder einfach nur aus Langeweile geführt worden waren, konnten beendet werden, Granada war endgültig von der muslimischen Herrschaft befreit worden, und nun galt es zu expandieren. Doch dafür brauchte man Geld, und die Staatskassen waren so gut wie leer.

Hernán Cortés, wie sich der Hidalgo fortan nannte, war nicht der einzige Abenteurer, der erkannt hatte, dass in der Neuen Welt mehr zu holen sein musste als Mais und diese seltsamen roten Früchte, die die Indios Tomatl nannten, was schlicht dickes Wasser bedeutete. Doch gewiss war er derjenige, dessen Methoden als die effektivsten – weil brutalsten – gelten konnten. Sklaven waren ihm wenig wert, denn die Indios hielten nichts von eingeteilter Arbeitszeit, pflegten sie ihre Felder doch gänzlich im Einklang mit der Natur zu bewirtschaften. Sie waren nicht belastbar, auch nicht, wenn sie mit der Peitsche angetrieben wurden, außerdem waren sie äußerst anfällig für all die Krankheiten, welche die Europäer mitgebracht hatten, und starben daher so rasch, dass bald schon ganze, einst blühende Landstriche entvölkert waren.

Daher hatte Cortés auf seinem blutigen Feldzug anderes im Sinn. Hinter dem als christliche Frömmelei kaschierten Vorwand, den halbnackten Wilden ihren barbarischen Kult des Menschenopfers ein für alle Mal auszutreiben und sie zum einzig wahren Glauben zu bekehren, steckte in Wahrheit allein die unbändige Gier nach Gold und Edelsteinen. Der Hidalgo hatte mit der Zeit gelernt, sich bei den bisherigen Machthabern anzudienen, sodass sie ihm trotz seiner jungen Jahre und trotz seiner Unerfahrenheit und obwohl er an der Syphilis erkrankt war, gleich mehrere Schiffe überantworteten, mit denen er 1517 von Havanna aus zu einem Eroberungsfeldzug in See stach. Die Verständigungsversuche mit den Einheimischen verliefen zunächst noch vergleichsweise harmlos. Die ersten Maya, auf die die Spanier trafen, winkten und riefen ihnen zu:„Ma c’ubab than!“ was übersetzt hieß: „Wir verstehen euch nicht!“, woraus die Eroberer, die Conquistadoren, später den Namen der Region herleiteten, die sie mit ihren Schwertern und Arkebusen in Blut tränken sollten: Yucatán.

Stefan Rinke, Professor für Lateinamerikanische Geschichte, hat sich in seinem Buch jedoch nicht allein mit der Person Hernán Cortés beschäftigt, die für sich genommen schon genügend Stoff für eine interessante Geschichte bilden würde. Vielmehr hat er es sich darüber hinaus zur Aufgabe gemacht, die keineswegs harmonische Beziehung zwischen den Maya- und den Aztekenvölkern darzustellen, die später zum Untergang des Aztekenreichs führte und letztendlich den Conquistadoren in die Hände spielte, die so rascher ihr Ziel erreichen konnte.

Selten wurde Geschichte so lebhaft und verständlich zu Papier gebracht. Rinkes Buch ist Pflichtlektüre für alle, die vorhaben, sich ernsthaft mit der Geschichte Mexikos und Lateinamerikas auseinanderzusetzen.

Axel Vits, Der andere Buchladen, Köln